Birkenspinner – Endromis versicolora – (Linnaeus, 1758)
Dieser wunderschöne Birkenspinner wird auch Scheckflügel oder auch Frühlingsspinner genannt und ist der einzige Vertreter der Familie der Birkenspinner. Im Englischen nennt man den Falter Kentish glory.
In manchen Abhandlungen wird ein Falter mit dem Namen Dalailama Vadim und/oder Dalailama bifurca, ja ihr habt richtig gelesen, Dalailama er soll in Tibet unterwegs sein und das ist kein Scherz. Also, dieser Dalailama soll auch zu den Birkenspinner gezählt werden, ich hab aber weder von dem Einen noch von dem Anderen irgendetwas bei meinen Recherchen gefunden, außer der Namensangabe. Ein Name taucht da manchmal noch auf, der ist: „Staudinger 1896“, mehr hab ich bis jetzt leider nicht herausfinden können, also lassen wir es vorläufig dabei.
Endromis versicolora der Birkenspinner weltweit der einzigster seiner Familie, warum auch immer.
Aussehen
Der Falter ist schon etwas sehr besonderes nicht nur wegen seiner Größe, die deutlich kräftiger gezeichneten Männchen bringen es immerhin auf stolze 5 cm Spannweite, die helleren Weibchen können schon mehr als 7 cm groß sein, das ist schon ein gewaltiger Brummer. Männchen und Weibchen haben beide Federfühler. Mich erinnert die Zeichnung immer so ein bisschen an südamerikanische Ponchos. Vor allem das kräftige orange der Männchen auf den Hinterflügeln steht im krassen Kontrast zu dem fast weißen Hinterflügel der Weibchen.
Flugzeit
Normalerweise findet man die Falter Anfang März, deswegen nennt man sie in manchen Regionen wohl auch Frühlingsspinner, man kann sie noch bis Mitte Mai antreffen. Anfang April ist der Flughöhepunkt, es ist also ein sehr kurze Zeitfenster, es sind auch schon Exemplare an warmen Tagen im Januar und Februar gesichtet worden. Meine erste Begegnung, nach langer Suche war am 2ten April, das war schon sehr beeindruckend und es war ein doppeltes Glück, es flatterten nämlich ein Männchen und ein Weibchen den Leuchtturm an.
Sie waren offensichtlich ganz frisch geschlüpft, vermute ich mal, denn die Puppe überwintert und die Falter sahen recht frisch aus. Die Zeichnung der Flügel war bis ins Detail erhalten. Sie leben auch nicht lange da sie keinen Saugrüssel haben, also keine Nahrung aufnehmen können. Sie sind nur zur Fortpflanzung auf der Welt. Die Männchen sind sowohl tagaktiv als auch nachtaktiv, immer auf der Suche nach Weibchen, die nur nachtaktiv sind. Sie werden in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten unter V geführt, das bedeutet, sie stehen auf der Vorwarnliste und sind also als Tierart bedroht. Was ja auch kein Wunder ist, denn die Raupen ernähren sich nahezu ausschließlich von Birken, am allerliebsten auch noch von alten Birken und es sollte schon eine größere Ansammlung von Birken sein.
Habitat
Viele Birkenhaine gibt es nicht mehr. Die Birken brauchen viel Wasser, die meisten Feuchtgebiete werden trocken gelegt, dann verschwinden auch die Birken. Folgt man der Meinung der Menschen, machen Birken viel Schmutz und dazu kommt noch, dass es echte Pollenschleudern sind. Die unter Euch, die von Heuschnupfen geplagt werden, wissen bestimmt was ich meine aus eigener Erfahrung. Dann müssen es auch noch alte Birken sein, die gibt es eh kaum, weil die Forstwirtschaft Nadelwaldmonokulturen bevorzugt, verschwinden die Birkenwäldchen.
Vom Ei zur Raupe und Puppe
Die Eier legt das Weibchen in Reihen an Astspitzen ab. Die Raupen sind zuerst schwarz und werden dann grün, vor der Verpuppung werden sie ganz dunkel. Sie können eine Art Schreckhaltung einnehmen in dem sie ihren Vorderkörper aufrichten, auch haben sie einen Höcker am Körperende. Im Juli verpuppen sich die Raupen dann in einem Gespinst am Boden, es kann passieren das die Puppen mehrere Jahre brauchen bis die Falter endlich schlüpfen und dann zu wissen, dass diese herrlichen Birkenspinner Falter nur wenige Tage leben, mutet schon tragisch an. Das aber kommt auch bei manch anderen Spinnerarten vor, zum Beispiel dem kleinen Nachtpfauenauge. Es ist schon erstaunlich wie sich die Dauer der verschieden Lebenszyklen unterscheiden können.