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Spanner

Birken-Jungfernkind

Birken-Jungfernkind Schmetterling Archiearis parthenias auf Baumstumpf

Birken-Jungfernkind Archiearis parthenias (LINNEAUS, 1761)

Ende Februar beginnt die Saison der Birken-Jungfernkindern und dauert bis Ende März / Anfang April, abhängig vom Wetter und Sonnenschein. Also haben wir uns aufgemacht, seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Wir wollen sein Verhalten und die Anzahl dieser tagaktiven Nachtfalter studieren und natürlich wünschen wir uns auch, dass es uns gelingt, das Birken-Jungferkind zu fotografieren, denn es sind augesprochen schöne Schmetterlinge.

Es gibt in Deutschland, also für uns in Baden Württemberg, drei Jungfernkinder.

  1. Das Große Jungfernkind oder auch Birken-Jungfernkind genannt. Sein lateinischer Name ist: Archiearis parthenias (LINNEAUS, 1761)
  2. Das Auen-Jungfernkind oder auch Mittleres-Jungfernkind genannt.  Boudinotiana notha (HÜBNER, [1800-1803])
  3. Das Purpurweiden-Jungfernkind. Boudinotiana touranginii (BERCE, 1870)

Wozu man sagen muss, dass das Letztere erst im Jahr 2015 durch Dr.Robert Trusch in Baden Württemberg nachgewiesen wurde.

Der Name Jungfernkind kommt wohl davon, dass die Jungfernkinder im „jungfräulichen Frühling“ fliegen. Die Jungfernkinder haben eine schwierige Angewohnheit, die es für uns Fotografen nicht einfach macht, sie vor die Linse zu bekommen. Wir machten uns schlau und studierten ihre Verhaltensmuster, wir lasen: „Sie kommen meist nur in den frühen Mittagsstunden auf den Boden herab, um sich zu sonnen und ihren Durst mit Tau zu stillen, ansonsten fliegen sie meist ganz hoch über den Wipfeln. Birkenwälder sind ihr Revier. Weidekätzchen, Birkensäfte und auch Kot sind ihre Nahrung.“ Erschwerend kommt hinzu, dass dieser hübsche Nachtfalter relativ klein ist.

1. Versuch:

Zu unserer Freude haben wir einen Standort dieser Schmetterlinge schnell gefunden, einen typischen Birkenwald, feuchtes Gelände, davon gibt es nicht so viele in unserer Region. Wir haben die Falter auch schon gleich fliegen sehen, aber leider außer der Reichweite unserer Fotoapparate – hoch, ganz oben über den Bäumen und zwischen den Bäumen durch. Den Zeitpunkt, dass sie auf den Boden kommen, hatten wir wohl verpasst. Absolute Voraussetzung ist wärmender Sonnenschein und mindestens 5 Grad, darum hoffen wir auf einen blauen Himmel in den nächsten Tagen, wie wohl so viele Andere, die den Frühling herbei sehnen.

2. Versuch:

Wir haben wieder das Gebiet aufgesucht. Die Wege hatten Stellen von tiefen Matsch, die wir versuchten zu umgehen oder wir tasteten vorsichtig nach festen Untergrund mit unseren Stiefeln, um nicht bis zu den Knöcheln in der schwammigen Walderde zu versinken. Da kam doch ein Falter aus dem Nichts und flog mir direkt vor der Nase herum. Ich konnte ihn gut sehen, sogar die leicht gelblich-orangenen Hinterflügel konnte ich klar erkennen, doch bevor ich die Kamera zücken konnte, flog er mit hohem Tempo wieder in die Höhe und verschwand in den Wipfeln. Ansonsten sahen wir nur einen einzigen Falter auf dem Boden sitzen, aber leider nicht so, dass man ihn gut hätte fotografieren können. Die Entfernung war zu groß und schon der Schatten, den man wirft reichte aus, um das Birken-Jungfernkind zu verscheuchen. Es war zum Haare raufen! Doch wir werden nicht locker lassen, obwohl sich das Zeitfenster langsam schließt. Wir hoffen auf mehr Sonne in den nächsten Tagen. Daumen drücken ist angesagt.

Erstes Foto vom Birken-Jungfernkind im Gras
Birken-Jungfernkind auch Großes Jungfernkind

3. Versuch:

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, kommen wir der Sache näher. Wieder haben wir diesen faszinierenden, tagaktiven Nachtfalter beobachten können, aber leider wiederum ganz aus unserer Reichweite. Sie waren viel zu schnell, der Flug unvorhersehbar und sie flogen gleich viel zu hoch. Irgendwie schaffen sie es, immer aus der Sicht zu verschwinden. Die Sträucher und Weiden mit prallen Knospen und Kätzchen,  unbelaubte Birken und Pappeln bieten den perfekten Hintergrund, mit dem sie verschmelzen, so dass sie für das menschliche Auge geradezu unsichtbar werden. Auf Bewegung und Vibration des Bodens, reagieren sie sehr empfindlich und flüchten . Kaum sieht man sie fliegen und folgt man ihnen mit den Augen – schwupps sind sie weg und verlieren sich zwischen dem Geäst der Sträucher und Bäume.

Letztendlich haben wir die Falter am Boden sitzen gesehen, um 14.00 Uhr, obwohl ich gelesen habe, dass sie nur in den Morgenstunden runter kommen, …na dann. Die Bilder sind nicht so gut geworden dass wir diesen Falter eindeutigen bestimmen könnten. Sie sind noch immer zu unscharf, wir kommen einfach nicht nahe genug heran. Wir wollen bessere Fotos. Also, auf geht’s, hoffentlich haben wir noch eine Chance, denn langsam wird’s eng.

Tagaktiver Nachtfalter Jungfernkind
Jungfernkind Archiearis parthenias

4. Versuch:

4 Stunden unterwegs und guter Hoffnung doch noch ein ordentliches Foto vom Jungfernkind zu erwischen. Doch es kam etwas anders: Aaaarrggg , wenn es sitzt, sieht man es kaum, es ist einfach super gut getarnt. Man kann nur versuchen wenn es fliegt den Flug zu verfolgen, und hoffen das es sich wieder setzt, sich langsam ran pirschen, und dann ein Foto machen, bevor es wieder auf und davon ist. Wir sind einfach noch nicht nahe genug heran gekommen. Wir geben nicht auf, zumal wir die Nachricht von einem guten Freund bekommen haben, das Jungfernkind immer Nachmittags am Boden gesehen zu haben. Die Bücherweisheit „es kommt nur morgens runter „, stimmt wohl so nicht, denn auch das Foto unten wurde erst um 14:00 Uhr gemacht, bis dahin und auch noch später, hieß es immer: „Ausschau halten, Falter orten, heranschleichen und weg war er“.

Froh sind wir trotzdem, denn wir haben das Birken-Jungfernkind wenigstens orten können und haben es fliegen sehen, auch stellten wir Fortschritte fest, wie man sich ihm am besten nähern konnte. Letztendlich haben wir es beinahe erwischt mit der Kamera und auf Grund dieses Fotos wurde uns bestätigt, dass es sich bei diesem Falter tatsächlich um das Birken-Jungfernkind Archiearis parthenias handelt.

Also auf gehts im nächsten Jahr, denn so lange müssen wir warten, weil die Flugzeit des Birken-Jungfernkind beschränkt ist auf Ende Februar mit Höhepunkt im März. Aber auch im April sind noch vereinzelte Exemplare unterwegs, jedoch schwer zu finden und vor allem fast unmöglich, sie vor die Kamera zu bekommen.

4ter Versuch das Jungfernkind - Archiearis parthenias zu fotografieren
Birken-Jungfernkind Archiearis parthenias

Heute 24.02.2021 war unser Glückstag!

Ich kann es noch gar nicht glauben. Gestern hatten wir uns mal wieder auf die Suche gemacht, das Wetter hat gepasst, Ort kannten wir ja schon und die Zitronenfalter waren auch schon seit ein paar Tagen unterwegs, also könnte es klappen und wir das Birken-Jungfernkind vor die Linse bekommen.
Aber nein das Glück war uns nicht hold, schemenhaft hatten wir ein paar Birken-Jungfernkinder während ihres Fluges erkannt, aber wie immer, waren sie zu weit weg, um sie fotografieren zu können. Also auf zum nächsten Tag und dann einen weiteren Versuch starten. Letztendlich mussten wir ein Jahr lang auf sie warten, da kann 1 Tag auch noch bei.

Ein neuer Fundort wurde uns mitgeteilt, den wollten wir dieses Mal aufsuchen. Ein guter Freund begleitet uns und wir kamen mit schwerem Gerät, also mit Kescher und Beobachtungsbecher. Das ist nicht so schlimm wie es sich anhört, die Falter werden mit dem Kescher gefangen, vorsichtig mit der Becherlupe aus dem Netz gefischt, dann fotografiert. Durch die Fotos wird, wenn möglich, die Art bestimmt und danach wieder in die Freiheit entlassen ohne irgendeinen Schaden zunehmen. Wir wollen ja, dass es den Schmetterlingen gut geht und wir sie auch in der Zukunft fliegen sehen können.

Am ersten Fundort waren die tyspischen Frühjahrsschmetterlinge, die Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) unterwegs und auch ein Kleiner Fuchs (Aglais urticae) zeigte sich erstaunlicherweise. So viele Arten hatten wir im Februar nicht erwartet.

Doch auf dem Weg zum zweiten Fundort flog doch glatt etwas an mir vorbei, dass ich eindeutig als Birken-Jungfernkind erkannte. Wie immer lief alles überraschend schnell ab und schon wieder war der Falter unsichtbar mit dem feinen Gewirr der noch kahlen Zweigen und Ästchen verschmolzen. Aber dann klappte es doch, da fliegt uns doch direkt einer vor der Nase herum, zick zack. rum und rum, Kescher schwingend hinterher und schwupp di wupp war er im Netz. Juhu, erwartungsvoll, vorsichtig und sanft mit der Becherlupe den Falter einsammeln, es gelingt uns ohne Probleme.

Siehe da, es ist ein Birken-Jungfernkind Mädchen. Die Weibchen sind etwas kleiner und haben wie die meisten Nachtfalterarten fadenförmigen Fühler, die Männchen eher federförmig gefächert. Noch schnell ein paar Fotos machen und den Becher öffnen und umgedreht auf einen Holzstamm setzen und hoffen das sich der Falter hinsetzt. Das macht er dann auch und
siehe da regelrecht, er posiert und zeigt sich regelrecht von seiner schönsten Seite. Der Falter lässt sich ausgiebig fotografieren, wie wenn er wüßte das keine Gefahr für ihn besteht. Das hab ich schon öfters
beobachten können, manche Falter posieren regelrecht auf Blüten und zeigen ihre wahre Pracht, wie wenn sie es genießen würden. Dann schwupps fliegen sie weg.

Jetzt wollten wir es wissen, und los gehts zu unserem alt bekannten Fundort, an dem wir die ganze Zeit vergeblich versucht haben zu fotografieren. Zu unserer Freude zeigte sich ein C-Falter (Polygonia c-album), ungewöhnlich früh unterwegs und aus dem Winterschlaf erwacht.

Doch wir suchen das Birken-Jungfernkind. Kaum umgedreht und siehe da, auf Anhieb gleich 3 Exemplare gesichtet und ruckzuck einer im Netz. Auch hier hat der Falter wieder keine Angst, als wir ihn aus dem Glas nehmen. Er setzt sich auf meinen Daumen und lässt sich genüßlich fotografieren. Zuerst dachten wir ja er wäre ein Auen-Jungfernkind, doch der ist deutlich anders gezeichnet. Diese Variabilität ist nichts außergewöhnliches, das Auen-Jungfernkind, fliegt auch zirka 10 Tage später und ganz sicher nur in der Nähe von Zitterpappeln, und ist deutlich grauer gezeichnet und etwas verwaschener in der Zeichnung. Also heißt die nächste Mission Auen-Jungfernkind.

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