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Über Schmetterlinge

Nachtfalter Monitoring

Jörg beim Falter Monitoring am Leuchtturm

Am Leuchtturm beim Nachtfalter Monitoring

Wir stellen einen Leuchtturm auf.

Wir versuchen das ganze Jahr hindurch, regelmäßig bestimmte Gebiete aufzusuchen. Möglichst angepasst an den Mondzyklus, das heißt nicht gerade bei Vollmond, denn gegen den kommen wir mit unseren Lampen nicht an, weil er deutlich heller scheint als unser kleiner Leuchtturm, machen wir uns auf den Weg. Dies ist notwendig denn Nachtfalter sind wie alle Schmetterlinge an bestimmte Zeiten gebunden, sie kommen ausschließlich nur zu bestimmten Zeiten vor. Die Wintereulen sind nun mal nur in den Wintermonaten zu finden. Der Lindenschwärmer ist meist nur im Juni in wärmeren Gebieten mit zwei Generationen nur im Mai und August zu sehen. Es sind also sehr begrenzte Zeitfenster in denen man bestimmte Falter suchen muss. Nicht nur die Zeit spielt eine Rolle, sondern auch die Umgebung, der Birkenspinner braucht genügend Birken, ohne Kiefern gibt es keinen Kiefernschwärmer. Ob Feuchtgebiete oder Trockenzonen, Steinbruch oder Wald, jedes Gebiet hat seine spezifischen Arten und sie sind auch an diese gebunden, und kommen in den anderen Gebieten nicht vor. Deshalb ist es auch wichtig bestimmte typische Landschaftszonen zu erhalten, sonst verschwinden die Arten unwiederbringlich. Auch die Höhenlage spielt eine große Rolle, das ist für die Bestimmung spezieller Arten wichtig, da manche Arten nur bis zu einer bestimmten Höhenlage fliegen und andere nur ab einer bestimmten Höhenlage fliegen.

Was brauchen wir für den Leuchtturm?

Wir brauchen eine Lichtquelle – Mein Vater brachte mir manchmal Schwärmer Falter mit, das sind riesige Brummer, die er auf seiner Nachtschicht in der Brauerei gefunden gefunden hatte. Nachts war das das am hellsten erleuchtete Gebäude in der Stadt. Wir brauchen also ein richtig helles Licht, um uns von den vielen anderen Lichtquellen abzuheben.


Unser Leuchtturm besteht aus einer speziellen Lampe die mit einer Batterie betrieben wird. Das Licht der Lampe hat ein Farbspektrum das die Falter anlockt. Als Jugendlicher habe ich mir Mamas Höhensonne ausgeliehen, das Ding hatte zwei UV Lampen, vor dem sie mit der Gurkenmaske gesessen ist, das hat ganz gut funktioniert, sowohl bei ihr als auch bei mir. Damals gab es aber auch noch deutlich mehr Falter. Später kamen die Quecksilber Dampflampen die auch als Straßenlaternen benutzt wurden. Für die heutigen Straßenlaternen werden andere Lampen benutzt, doch zum Leuchten mit Turm funktionieren die alten Quecksilber Dampflampen hervorragend. Die neueren Modelle, die extra für das Nachtfalter Monitoring entwickelt wurden, sind LED Lampen die ein weites Spektrum an Frequenzen haben und deutlich weniger Strom verbrauchen und so die Batterie, die man dafür benötigt, deutlich leichter ist. Ob du 1 Kg oder 10 Kg durchs Gelände trägst, das macht sich schon bemerkbar.

Die Lampe befestigt man an einem Metallgestell und über dieses legt man ein weißes  Netz, so das es wie Leuchtturm aussieht. Wenn ich den Leuchtturm im Garten aufstelle, sagen meine Nachbarn immer ein UFO ist gelandet.
Auch hatte unser Freund schon eine Begegnung mit Ordnungshütern, weil Passanten ein merkwürdiges Licht im Gelände sahen, riefen sie die Polizei. Die Beamten wurden darüber aufgeklärt, dass wir eine Genehmigung für das Aufstellen eines Leuchtturms haben und das es wissenschaftlichen Zwecken dient,  also um die Datenerfassung der Vorkommen von Nachtfaltern, die Beamten fanden das sehr interessant, und wissen jetzt das wenn sie wieder eine Meldung über merkwürdige Lichter bekommen, dass es sich hier eher um die verrückten Nachtfalterfreunde handelt als um UFOs. 

Man sollte das Ganze natürlich noch bei hereinbrechender Dämmerung aufstellen, denn unter den Nachtfaltern gibt es auch Dämmerungsflieger, die man später nicht mehr sieht. Die Mehrzahl der Falter kommen jedoch sobald es wirklich Dunkel ist. Manche flattern wie wild um den Turm und setzen sich erst nach einem heftigen Tanz auf das Netz. Wenn sie erst mal sitzen, dann fliegen viele oft gar nicht mehr weg. Einige kommen nur zu bestimmten Uhrzeiten, während andere nur kurz vorbei schauen, um heraus zu finden, was hier los ist. So ein Leuchtabend kann schon bis spät in die Nacht gehen. Im Sommer ist 2 Uhr Nachts keine Seltenheit, wir haben aber auch schon bis Nachts um 4 Uhr geleuchtet, wenn viel los war. Welche Nachtfalterfamilien und Arten wir sahen und wie viele davon, das wird genau dokumentiert.
So erfahren wir sehr viel über die vorkommenden Arten eines bestimmten Gebietes, die Häufigkeit und auch das Verhalten bestimmter Arten.

Auswertung des Leuchtabends

Die angelockten Nachfalter werden fotografiert, bestimmt und gezählt. Dank der Hilfe von Freunden, Experten, Internetrecherchen und Bücher wälzen, gelingt das Bestimmen in den meisten Fällen. Doch hier stoßen wir ab und an auch an unsere Grenzen. Bei über 1000 Arten von Groß-Nachtfaltern und den rund 2000 Arten von Kleinschmetterlingen, ist das ja auch kein Wunder, zumal viele Arten sich sehr ähnlich sehen und manche nur durch eine Genitaluntersuchung, die wir nicht vornehmen, zweifelsfrei bestimmt werden können. Wir sind schon froh, wenn wir einen Großteil sicher bestimmen können, beim Rest helfen uns die Experten die sich auf bestimmte Arten spezialisiert haben.